
Getriggert durch erneut geänderte Nutzungsbedingungen, die von den Großkonzernen per E-Mail verschickt werden, aufgeschreckt durch aktuelle Meldungen auf Newsportalen oder höchst bizarre eigene Erfahrungen beim Smartphone-Gebrauch: Irgendwann kommt bei jedem die Frage auf, wo eigentlich seine individuelle Schmerzgrenze liegt.
Aber wer nimmt sich schon die Zeit, all das Kleingedruckte zu lesen? Gewöhnlich scrollt man nach unten, setzt das Häkchen und willigt blind in das Ungelesene ein. Oder – falls überhaupt vorhanden: Klickt sich der Laie wirklich durch die angebotenen Opt-out- bzw. Widerspruchsregelungen? Bleibt ihm nicht der ‚Dschungel‘ an Bestimmungen trotzdem viel zu unwegsam?
Wer hat nicht nur ein ungutes Gefühl, wenn plötzlich eine Werbung eingespielt wird, die auf unbemerkten Zugriff auf Mikrofon oder Kamera hindeutet, sondern zieht dann entsprechende Konsequenzen? In Resignation gefangen zu bleiben, bedeutet doch nur, dass die Alternativen zur ohnmächtigen Akzeptanz noch nicht als praktikabel erkannt wurden.
Den Schritt in die Selbstermächtigung kann man den Mitmenschen zwar nicht abnehmen, aber durch Informationen erleichtern. Dazu gehört z.B. mutig die eigenen roten Linien zu benennen und konkrete Möglichkeiten aufzuzeigen, die – über jeweilige Fachkreise hinaus – noch nicht allgemein bekannt sind. Manche Unternehmen haben es sich zur Aufgabe gemacht, bei der praktischen Anwendung von bereits existierenden Lösungen Hilfestellung zu leisten.
Jedem sollte einem zutiefst bewusstwerden, dass selbstbestimmtes Handeln im Umgang mit „Hightech“ ein nicht zu verhandelndes Bedürfnis ist, denn Smartphone und Tablet sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Wer grundsätzlich dankbar für diese neuen Kommunikationsmittel ist, wird seinen Ausweg nicht im totalen Verzicht auf die modernen Medien sehen, sondern anfangen, nach alternativen Nutzungswegen zu suchen, die ihm entsprechen.
Neben reinen Informationsdefiziten mögen Zeitdruck oder geringere Versiertheit in technischen Fragen eine Rolle spielen, wenn es vielen Menschen bisher noch schwerfällt zu erkennen, wie sie sich konkret aus ungewollten Abhängigkeiten lösen können.
Dass es effektiv gelingen kann, die Kontrolle über die eigenen Daten zurückzugewinnen, ist innerhalb der Datenschutz- und Freiheitsbewegung kein theoretischer Ansatz geblieben. Mehr und mehr können sich Interessierte an die Hand nehmen lassen und in Schritt-für-Schritt-Anleitungen digitales Neuland betreten, welches sich an ihren Werten orientiert. Digitale Freiheit bleibt auf diese Weise kein Wunsch, sondern wird zu einem kraftvollen Statement mit gesellschaftlichem Verwandlungspotenzial.
Krisen können lähmen oder ein verstärktes Gemeinschaftsbewusstsein mit lebendiger Aufbruchstimmung erzeugen. Jeder einzelne hat die Macht, seine Entscheidung zu treffen und fortan nur Technologie zu nutzen, welche weder überwacht noch manipuliert, sondern die eigenen Ziele unterstützt. Die alternativen und quelloffenen Betriebssysteme LineageOS und GrapheneOS bieten neue Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten, um all das, was uns etwas bedeutet, digital mit anderen zu teilen.
Wer sich größtmögliche Freiheit und Transparenz wünscht, wird es als sinnhaft erleben, auch anderen bei der Erfüllung dieses Wunsches zu helfen und es ihnen so einfach wie möglich zu machen, ein ‚sauberes‘ Handy zu bekommen und zu nutzen.
Gastautor by freecom!: Volker Tiete vom freiheitshandy.shop
Write A Comment