
Die Digitale Dekade: Warum Deutschland hinterherhinkt
Die EU-Kommission hat kürzlich einen Zwischenbericht zur "Digitalen Dekade" veröffentlicht und die langsame Digitalisierung in Deutschland kritisiert. Bis 2030 soll in der gesamten EU ein Glasfaseranschluss für alle Gebäude verfügbar sein, doch Deutschland hat in dieser Hinsicht erhebliche Verzögerungen. Momentan sind nur etwa 37 Prozent der deutschen Gebäude an das Glasfasernetz angeschlossen, was im Vergleich zum EU-Durchschnitt von 69 Prozent einen klaren Mangel zeigt.
Die Herausforderung des Glasfaserausbaus
Um das Ziel zu erreichen, könnte sich der Glasfaserausbau erheblich beschleunigen müssen. Die aktuellen Fortschritte sind zwar besser als im Vorjahr, mit einem Anstieg um 7 Prozentpunkte, aber sie sind nicht ausreichend, um mit anderen europäischen Ländern Schritt zu halten. Die EU hat diesen langsamen Fortschritt deutlich in ihrem Bericht hervorgehoben, was auf strukturelle Probleme und Ineffizienzen im deutschen Telekomausbau hinweist.
Die Gigabitdefensive: Wo Deutschland steht
Ein weiteres beunruhigendes Element des Berichts sind die Gigabit-Geschwindigkeiten. Während weniger als 6 Prozent der Haushalte in Deutschland Gigabit-Geschwindigkeiten nutzen, liegt der EU-Durchschnitt bei über 22 Prozent. Das ist ein alarmierendes Signal für eine Nation, die sich als technologisch fortschrittlich betrachtet. Auch die Nutzung von Internetanschlüssen mit Geschwindigkeiten von mindestens 100 MBit/s ist mit gut 50 Prozent unter dem EU-Durchschnitt.
Die Nutzung von 5G-Netzen: Ein positiver Punkt?
Trotz der Rückstände im Glasfaserausbau steht Deutschland in Bezug auf die 5G-Abdeckung gut da. Der Bericht zeigt, dass 99 Prozent der Haushalte Zugang zu 5G haben, wobei ländliche Gebiete nicht abgehängt werden - 96 Prozent können 5G nutzen. Dennoch ist die tatsächliche Nutzung dieser Technologie mit nur 38 Prozent am Markt gering, was darauf hindeutet, dass Bedarf und tatsächlicher Nutzen hier nicht übereinstimmen.
Herausforderungen der elektronischen Identität (eID)
Ein weiterer Punkt, den die EU-Kommission anspricht, ist die geringe Nutzung der staatlich ausgegebenen elektronischen Identitäten (eID). Trotz der Einführung im Jahre 2010 nutzen nur 22 Prozent der berechtigten Bürger ihre eID tatsächlich. Dies ist alarmierend, da die eID wichtige digitale Behördengänge möglich machen könnte. Um die Vorteile der Digitalisierung zu realisieren, ist eine höhere Akzeptanz und Nutzung von digitaler Identität notwendig.
Sicherheitsaspekte und die Einführung der elektronischen Patientenakte
Eine der positiven Entwicklungen in Deutschland ist die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA). Trotz kritischer Stimmen wird deren Rolle im Bericht insgesamt als positiv bewertet. Allerdings haben Sicherheitsbedenken, die in der Vergangenheit aufgetreten sind, auch die Frage aufgeworfen, ob die Bevölkerung diesem digitalen Standard vertrauen kann.
Die Schieflage in den nationalen versus EU-Berichten
Ein interessantes Detail des Berichts ist die Diskrepanz zwischen den nationalen Erfolgsberichten und den EU-weiten Warnungen. In Deutschland wird der Glasfaserausbau als Erfolg gefeiert, während die EU betont, dass zusätzliche Anstrengungen nötig sind. Diese unterschiedliche Perspektive könnte die Grundlage für zukünftige Deregulierungsversuche im Rahmen des Digital Networks Act (DNA) bieten.
Fazit und Möglichkeiten zur Verbesserung
Für Deutschland wird es entscheidend sein, die genannten digitalen Defizite aktiv anzugehen. Um die Kontrolle über persönliche Daten zurückzuerlangen und das Vertrauen in digitale Lösungen zu stärken, ist eine schnellere Umsetzung digitaler Infrastruktur notwendig. Für den Bürger ist es unerlässlich, sich kontinuierlich über diese Themen zu informieren und aktiver Druck auf Entscheidungsträger auszuüben.
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