
Die Verborgenen Strukturen der Kontrolle
In der heutigen digitalen Welt ist es wichtig, die Strukturen und Systeme zu verstehen, die unsere Kommunikation und Informationen beeinflussen. Esther Mwema, eine aus Sambia stammende Künstlerin und Expertin für digitale Ungleichheit, hat auf der re:publica in Berlin über die Parallelen zwischen kolonialen Kommunikationsinfrastrukturen und den heutigen Großprojekten von Big Tech gesprochen. Ihre Forschungen zeigen, dass die Kontrolle über Kommunikationsinfrastrukturen nicht neu ist, sondern sich als roter Faden durch die Geschichte zieht.
Koloniale Erbschaften und Digitale Macht
Mwema behauptet, dass Kommunikationsinfrastrukturen seit jeher Werkzeuge der Kontrolle waren, die es Regierungen und Institutionen ermöglichten, Macht auszuüben. Bereits die Telegrafenleitungen des 19. Jahrhunderts wurden oft als unterdrückende Werkzeuge eingesetzt, und heute sieht sie ähnliche Muster im Zusammenhang mit Unterseekabeln und Satelliten von Unternehmen wie Meta und Google. Diese Kabel durchziehen physisch unsere Weltmeere und machen 95 Prozent des weltweiten Datenverkehrs aus, doch wer kontrolliert sie wirklich?
Der Mythos der Tech-Geschenke
Mwema kritisiert die scheinbar großzügigen Geschenke der Technologieunternehmen. Ein Beispiel dafür ist das Unterseekabelprojekt „2 Africa“, das initial als „Simba“ angekündigt wurde. Diese Umbenennung ist für Mwema ein Beispiel dafür, wie Firmen durch positive Markenwahrnehmung versuchen, Einfluss auf die Wahrnehmung ihrer Machtstrukturen zu nehmen. Das Internet sei nicht in der „Cloud“, sondern es verlange ein tiefes Verständnis für die materiellen und politischen Fragen, die mit der Internet-Infrastruktur verbunden sind.
Die Notwendigkeit von Digitaler Inklusion
Die Arbeiten von Mwema mit Organisationen wie Digital Grassroots und SAFIGI zielen darauf ab, digitale Ungleichheiten zu verringern und eine breitere Teilhabe zu fördern. In einem Zeitalter, in dem die Daten von Milliarden von Menschen gesammelt werden, ist die Forderung nach mehr Transparenz und Kontrolle über persönliche Daten unerlässlich. Die Vermischung von Kultur, Kolonialgeschichte und digitaler Kommunikation ist ein Aufruf an alle, sich über diese dynamischen Herausforderungen zu informieren.
Die Rolle der Kunst in der Aufklärung
Während viele das Thema Internetinfrastruktur möglicherweise als trocken oder langweilig empfinden, ist es für Mwema ein faszinierendes Feld, das Raum für soziale und politische Analysen bietet. Ihre Kunst dient als Medium, um komplexe Ideen zu kommunizieren und Diskussionen über unsere digitale Zukunft anzuregen. Diese Verknüpfung zwischen Kunst und Technologie könnte dazu führen, dass mehr Menschen die Hintergründe der digitalen Welt verstehen und sich aktiv für eine gerechtere Informationsgesellschaft einsetzen.
Zukunftsausblick: Kontrolle über eigene Daten zurückgewinnen
Die Rückgewinnung der Kontrolle über eigene Daten wird eine der größten Herausforderungen dieses Jahrzehnts sein. Die Forscherin und Künstlerin ruft auf, stets informiert zu bleiben und sich aktiv mit den eigenen digitalen Praktiken auseinanderzusetzen. In einer Zeit, in der digitale Privatsphäre zunehmend bedroht ist, kann jeder Einzelne durch informierte Entscheidungen zur Sicherheit und Inklusion beitragen.
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