
Digitaler Zugang für Forschung: Ein wichtiger Schritt oder ein leeres Versprechen?
Der Digital Services Act (DSA) der Europäischen Union hat das Potenzial, das Forschungsfeld von Online-Diensten grundlegend zu verändern. Große Plattformen wie Facebook und Google, die bislang als intransparente "Blackboxen" betrachtet wurden, sollen nun Zugang zu ihren Datenschätzen gewähren. Dies wurde durch einen kürzlich veröffentlichten delegierten Rechtsakt konkretisiert, der die Bedingungen für den Datenzugang für Forschende regelt.
Mit der Einführung dieses Rechtsaktes wird der EU-Kommission zugetraut, dass sie die Grundlage für eine umfassende Forschung an den Systemen der großen Online-Plattformen schafft. Ein entscheidendes Element ist das neue Portal, das Forschenden Informationen über ihre Anträge und den Zugang zu den Daten bietet. Trotzdem bleibt unklar, ob der DSA die bestehenden Ungleichheiten zwischen Forschenden und Plattformbetreibern beseitigen kann.
Die Herausforderung eines strukturellen Ungleichgewichts
Die Realitäten für Forschende, die um Zugang zu Daten bitten, sind nicht einfach. Wie Joschka Selinger von der Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF) bemerkt, bleibt das grundlegende Ungleichgewicht bestehen. Forscher:innen wissen zu Beginn des Antragsprozesses nicht genau, welche Daten letztlich bereitgestellt werden, das führt zu Unsicherheiten in Bezug auf Datensicherheit und Datenschutz.
Der DSA sieht vor, dass der Zugang zu Plattformdaten über nationale Digital Services Coordinatoren (DSCs) erfolgt. In Deutschland ist dies die Bundesnetzagentur. Doch, die Behörde hat nur 80 Werktage Zeit, um über einen Antrag zu entscheiden. Forschende müssen nachweisen, dass sie von einer anerkannten Forschungseinrichtung sind und dass ihre Ergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Demokratisierung des Datenzugangs: Was ist zu erwarten?
Die Absicht hinter dem DSA ist es, ein sichereres Online-Umfeld zu schaffen, insbesondere für große Plattformen. Doch trotz dieser Bemühungen bleibt die Frage, wie effektiv diese Regelungen in der Praxis umgesetzt werden. Werden Plattformen bereitwillig Daten zur Verfügung stellen oder werden sie den Zugang weiter einschränken und die Forschung behindern?
Die Rolle der Öffentlichkeit: Wirksamkeit und Kontrolle
Ein weiterer interessanter Aspekt ist die Rolle der Öffentlichkeit. Die Qualität und Genauigkeit von Daten ist entscheidend für Transparenz und Vertrauen. Forscher:innen müssen in ihren Anträgen klar und detailliert angeben, welche Daten sie benötigen. Dies könnte zur Möglichkeit führen, dass ihre Forschungsergebnisse der breiten Öffentlichkeit verweigert werden, wenn die Plattformen nicht transparent die zur Verfügung gestellten Daten offenlegen.
Schlussfolgerung: Ein positiver Schritt in die richtige Richtung oder nur ein Anfang?
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Einführung des DSA und der damit verbundenen Regelungen zwar einen bedeutenden Fortschritt für den Zugang von Forschenden zu Plattformdaten darstellt. Letztlich bleibt jedoch abzuwarten, ob diese Schritte ausreichen werden, um die bestehenden Herausforderungen zu überwinden und ein echtes Gleichgewicht zwischen Forschung und Plattforminteressen zu schaffen.
Für alle, die sich für das Thema Datenschutz interessieren und ihre eigene Kontrolle über ihre Daten zurückgewinnen möchten, ist es wichtig, informiert zu bleiben. Melden Sie sich für unseren Newsletter an und erhalten Sie die neuesten Informationen, um auf dem Laufenden zu bleiben!
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