
App-basierte Lieferdienste: Ein Blick auf prekäre Arbeitsverhältnisse
In den letzten Jahren haben sich app-basierte Lieferdienste rasant entwickelt und sind aus unserem Alltag kaum mehr wegzudenken. Diese so genannten Gig-Worker:innen liefern die Pizza oder die Wocheneinkäufe direkt nach Hause, doch oft gehen die Bedingungen ihrer Arbeit weit über akzeptable Grenzen hinaus. Laut einer bedeutenden Studie des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) haben viele dieser Lieferbetriebsangestellten mit schlechten Arbeitsbedingungen, wenig Einkommen und hohem Stress zu kämpfen. Die Erkenntnisse aus dieser Studie zeigen, dass es dringend notwendig ist, das System zu überdenken und Verbesserungen einzuführen.
Warum akzeptieren Menschen diese Jobs?
Viele fragen sich, warum Menschen diese offenkundig prekären Arbeitsverhältnisse eingehen. Eine Umfrage unter mehr als 2.000 Beschäftigten der Branche hat ergeben, dass 73 % der Befragten die schnelle und einfache Aufnahme in die Jobs als ausschlaggebend angeben. Die Flexibilität der Arbeitszeiten wurde von 67 % geschätzt, während 55 % der Befragten diese Jobs als zusätzliche Einkommensquelle nutzen.
Ein weiterer Aspekt, der zur Annahme solcher Arbeiten beiträgt, ist die relativ geringe sprachliche Barriere, da viele der Gig-Worker:innen kein Deutsch sprechen müssen. Zudem ist ein Viertel der Befragten der Meinung, dass es an besseren Alternativen mangelt, was auf spezifische wirtschaftliche und soziale Barrieren hinweist, mit denen viele Menschen konfrontiert sind.
EU-Richtlinien und der Kampf um den Schutz von Gig-Workern
Im vergangenen Jahr hat die EU eine Richtlinie zur Plattformarbeit verabschiedet, um besseren Schutz für diese Arbeitskräfte zu gewährleisten. Deutschland hat bis 2024 Zeit, diese Richtlinie umzusetzen. Es gibt jedoch Bedenken, dass Schlupflöcher dazu führen könnten, dass viele Gig-Worker:innen als scheinselbstständig gelten, was ihren rechtlichen Schutz untergraben könnte.
Die Unsicherheiten rund um die geplante Umsetzung innerhalb der aktuellen Koalition werfen Fragen auf. Was wird das Wirtschaftsministerium unter der Führung der Union dazu beitragen? Die Unklarheiten in den Koalitionsverträgen könnten zu einem politischen Streitpunkt werden, der die Arbeitnehmerrechte durcheinanderbringen könnte.
Das bedeutende Engagement der Gig-Worker:innen
Trotz der Herausforderungen und negativen Aspekte ist für viele Gig-Worker:innen bei Lieferdiensten der Job von großer Bedeutung. Laut der IAB-Studie ist für 41 % der Befragten der Job die Haupttätigkeit, während ein Fünftel zusätzlich einen weiteren Job hat, um über die Runden zu kommen.
Die Flexibilität und der Zugang zu diesen Arbeitsplätzen können für viele eine überlebenswichtige Rolle spielen. In einer Zeit, in der viele Menschen aufgrund von wirtschaftlichen Unwägbarkeiten und der Digitalisierung des Arbeitsmarktes kämpfen, bleibt es entscheidend, dass diese Stimmen gehört werden und ihre Belange in politischen Diskussionen und Gesetzgebungsprozessen an oberster Stelle stehen.
Die gesellschaftliche Verantwortung und Handlungsmöglichkeiten
Es ist nicht nur eine Frage der Politik, sondern auch eine der gesellschaftlichen Verantwortung, dass die Bedingungen in der Gig-Economy verbessert werden. Wir als Gesellschaft müssen die Augen öffnen und die Umstände, unter denen diese Menschen arbeiten, kritisch hinterfragen.
Um einen Bewusstseinswandel herbeizuführen und soziale Gerechtigkeit zu fördern, ist es wichtig, weiterhin Informationen auszutauschen und sich aktiv an Diskussionen zu beteiligen.
Was können wir unternehmen?
Wenn Sie aktiv etwas zur Veränderung beitragen wollen, gibt es verschiedene Ressourcen und Initiativen, die für die Rechte der Gig-Worker:innen eintreten. Informieren Sie sich über lokale Organisationen, die sich für Arbeitsrechte einsetzen, und unterstützen Sie diese durch finanzielle Beiträge oder ehrenamtliche Tätigkeiten.
Wir müssen zudem die Einhaltung der EU-Richtlinien und deren Umsetzung aufmerksam verfolgen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen. Mit einem starken Zusammenhalt in der Bürgerschaft können wir die Bedingungen verbessern und einen bedeutenden Unterschied für diese marginalisierten Arbeiter:innen bewirken.
Damit es effektiv gelingen kann, Kontrolle über eigenen Daten zurück zugewinnen, bleiben Sie stets aktuell informiert – eintragen und Wissen erhalten.
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